Die Tier- und Pflanzenwelt im Naturpark

Gewöhnlicher Teufelsabbiss © Kai Paulig

Der Naturpark Insel Usedom bietet mit seiner strukturreichen und vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft einer Vielzahl an (bedrohten) Tier- und Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum. Dabei stellen insbesondere die Trockenmagerrasen, Feuchtwiesen, Heide, Wälder, Seen und Moore besonders schützenswerte Strukturen dar. Denn vor allem diese oft seltenen Strukturen bieten wichtige Lebensräume für bedrohte und endemische Tier- und Pflanzenarten. 

Ruthes Knabenkraut © Kai Paulig
Ruthes Knabenkraut (Dactylorhiza ruthei)

Pflanzenwelt

Neben schönen Buchenwäldern haben auch der seltene Sumpfporst, Lungen-Enzian und Gagelstrauch auf Usedom ihre Heimat. Auf den Halbinseln Wolgaster Ort und Gnitz befinden sich alte Hutungslandschaften mit ihren Magerrasenflächen. Hier wachsen zum Beispiel Schlehe, Wacholder, Wildrosen und Reste der artenreichen Salzvegetation. Die Magerrasenflächen werden überwiegend durch eine Beweidung mit Schafen gepflegt, um diese zu erhalten und vor einer natürlichen Sukzession zu schützen. Darüber hinaus haben das seltene Breitblättrige- und Fleischfarbene Knabenkraut sowie das Sumpf-Läusekraut in den dortigen Sumpfgebieten noch ein Refugium.

Durch die Pflege dieser speziellen Landschaftsstrukturen sorgt der Naturpark unter anderem auch für den Erhalt seltener Orchideenwiesen. So pflegen unsere Wachtmitarbeiter*innen mehrere Trockenrasenkomplexe, um seltene Orchideen auf diesen Flächen zu erhalten. Hier findet sich beispielsweise das Sumpfknabenkraut oder Ruthes Knabenkraut.

© Biber (Castor fiber)

Tierwelt

Säugetiere

Im Naturpark der Insel Usedom gibt es über 50 verschiedene Säugetierarten. Besonders erfreulich ist die Situation bei dem Fischotter und dem Biber. Es handelt sich hierbei nämlich um bundesweit wichtige Verbreitungsschwerpunkte. Der bereits ausgerottete Biber hat sich zur Freude vieler Naturschützer vor einigen Jahrzehnten erneut im Peenetal angesiedelt. Inzwischen ist er sogar ganzflächig auf der nahegelegenen Insel Usedom verbreitet. Ebenso der Bestand des Fischotters hat sich gefestigt. Auch sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich mittlerweile über die ganze Insel. Seine Verbreitungsschwerpunkte sind jedoch das Peenetal und Südostusedom.

Weiterführend finden sich hier Waschbären und Bisamratten. Durch die Wälder Usedoms ziehen Rot- und Schwarzwild, Damhirsch und Mufflon. Dachs und Iltis, Mink und Mauswiesel graben ihre Bauten und Füchse gehen auf Hasenjagd. 

Auch Fledermäuse sind stetige Besucher des Großschutzgebietes der Insel Usedom. Im Rahmen eines bundesweiten Fledermausmonitorings, unter Beteiligung der Naturparke, Nationalparke und Biosphärenreservate Mecklenburg-Vorpommerns konnten bereits die folgenden 8 Arten im Naturpark der Insel Usedom in den verschiedenen Lebensräumen nachgewiesen werden: Mückenfledermaus, Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus, Großer Abendsegler, Wasserfledermaus, Breitflügelfledermaus, Großes Mausohr, Mopsfledermaus.

Kranich auf Feuchtwiese © Kai Paulig
Kranich auf Feuchtwiese

Vögel

Die Insel Usedom zählt zu den vogelreichsten Gebieten in Norddeutschland. Allein 11 Greifvogelarten brüten regelmäßig im Naturpark, darunter auch 30 Brutpaare des Seeadlers. Insgesamt konnten sogar erstaunliche 180 Brutvogelarten nachgewiesen werden. Die artenreiche Brutvogelwelt weist dabei einige herausragende faunistische Besonderheiten auf: der Tannenhäher, der vom Aussterben bedrohte Seggenrohrsänger und fünf Paare des ebenfalls vom Aussterben bedrohten Alpenstrandläufers. Eisvogel, Graureiher, Baum- und Wanderfalke, Rohrdommel und Mittelsäger sind weitere charakteristische Erscheinungen. Bei einer Erhebung zählte man je stolze 25 Brutpaare des Weißstorches und des Kranichs. Besonders während des Vogelzuges wird die Insel von zehntausenden nordischer Gänsen und Schnepfenvögeln, Schwänen und Bleßrallen besucht, die der Küstenlinie und dem Urstromtal der Oder folgen. Unter ihnen befinden sich zehn verschiedene Entenarten. Der Grund dafür ist folgender: Auf Usedom kreuzen sich mehrere stark beflogene Leitlinien des Vogelzuges. Als Rastplätze für all diese zahlreichen Arten kommt den europäischen Vogelschutzgebieten „Greifswalder Bodden (mit Peenemünder Haken), „Peenestrom und Achterwasser“ und „Kleines Haff“ deshalb besondere Bedeutung zu. Darüber hinaus stellt das Gebiet am Peenemünder Haken mit seinen ausgedehnten Windwatten einen idealen Rastplatz für Wasser- und Watvögel dar. Hier, wo der Landgewinn jährlich bis zu einem Meter betragen kann, sind außerdem Sand- und Kiebitzregenpfeiffer zu beobachten. Als Seevogelschutzgebiet sind zusätzlich die Insel Wotig (im Peenestrom) und Görmitz (im Achterwasser) bedeutsam. Und schließlich zieht auch „Emma“ die Lachmöwe, auf Usedom ihren Nachwuchs groß, sie ist das Wappentier dieses Naturparks. Wer sich während der Brutzeit zum Achterwasser begibt, wird von der Insel „Böhmke und Werder“ das für Usedom so typische Kreischen dieses Vogels schon von weitem hören.

Insbesondere die Inseln und Halbinseln des Naturparks der Insel Usedom haben einen besonderen Stellenwert für die Vögel der Insel. Aufgrund ihres nahrungsreichen Angebotes, stellen sie bedeutende Rast- und Überwinterungsplätze für verschiedenste Watvögel dar. Tausende Reiherenten, Schell- und Bergenten, Gänsesäger und Zwergsäger bevölkern für Wochen und Monate die Buchten. Im Winter bieten insbesondere die großen Wiesen und Felder Rastplatz für große Schwärme nordischer Saat-und Bläßgänse. Doch auch die breiten Schilf- und Röhrichtgürtel beherbergen eine artenreiche Vogelwelt.

Im Rahmen des LIFE-Limocodra Projektes setzt sich der Naturpark stark für den Schutz bodenbrütender Vogelarten ein. Zu den Zielarten des Projektes zählen beispielsweise der Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine und der Große Brachvogel.

Amphibien und Reptilien

Seltene Amphibien wie die Glattnatter, Moorfrosch und Rotbauchunken verstecken sich in den vielen verschiedenen Mooren, die für den Naturpark aufgrund dessen einen wichtigen Landschaftsaspekt darstellen.

Die großzügigen Seen und Feuchtwiesen-Gebiete stellen dabei ideale Bedingungen für Amphibien dar.

Der Nordbereich der Insel (Kienheide und Peenemünde) gilt teilweise als Sperrgebiet, bedingt durch militärische Altlasten und Munitionsverseuchung. Durch die Sperrung für die Öffentlichkeit blieben Teile dieses Naturraumes auch vor der Nutzung bewahrt. So konnte sich fernab des Tourismus eine ungewöhnliche Vielfalt an Lebensräumen, Tieren und Pflanzen etablieren, welche entlang der Ostseeküste schon längst als verschwunden gelten. Bemerkenswert ist hier das Vorkommen der Kreuzotter und Schlingnatter hervorzuheben, welche nur dort zu finden sind.

Fische

Der Greifswalder Bodden, Peenestrom und Oderhaff zeichnen sich durch einen großen Fischreichtum aus. 50-60 Arten zählt man in den Gewässern des Naturparks. Festzuhalten ist hierbei, dass im Oderhaff mit seinen Zuflüssen mehrheitlich Süßwasserfische und im Greifswalder Bodden und in der Pommerschen Bucht marine Fischarten anzutreffen sind.

Großer Feuerfalter © Kai Paulig
Großer Feuerfalter (Lycaena dispar)

Wirbellose

Die Artengruppe der Wirbellosen gilt als die artenreichste Gruppe im Tierreich. Für den Naturpark Insel Usedom liegen leider noch sehr wenige Daten zu dieser Artengruppe vor. Erhebungen für Wirbellose sind oftmals sehr aufwendig und bedürfen eines enormen Fachwissens der speziellen Artengruppe und dieses Fachwissen schwindet. Nachwuchs geht verloren. Aufgrund dessen liegen noch keine vollständigen Erfassungen für den Naturpark vor.

Nicht alleine aufgrund der heterogenen Gewässervielfalt der Insel ist eine enorme Vielfalt an Wirbelloser Fauna zu erwarten. Lediglich die Artengruppe der Libellen durften sich bislang einer eingehenden Betrachtung unterziehen. Unter den etwa 40 Arten, die im Naturpark nachgewiesen werden konnten, befindet sich auf der Insel unter anderem die farbenprächtige Hochmoor-Mosaikjungfer und die Große Moosjungfer.

Durch eine Ersterfassung der Tagfalter und Widderchen im Norden der Insel Usedom konnten 37 Tagfalterarten und 2 Widderchenarten festgestellt werden. Insgesamt 6 der beobachteten Arten werden in der Roten Liste Deutschlands und 11 Arten in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns in einer Gefährdungskategorie geführt. Während der Erfassung konnten beispielsweise Arten wie der Große Feuerfalter und das Gemeine Grünwidderchen gesichtet werden. Die Ersterfassung der Tagfalter und Widderchen im Naturpark soll in diesem Jahr (2021) für den Süden der Insel weitergeführt werden.

Weiterführend ist eine Ersterfassung der Wildbienenfauna im Naturpark für das nächste Jahr (2023) geplant. Sodass wir schon ganz bald auf weitere Daten der Wirbellosen zurückgreifen können und somit auch die Wirbellosen durch angepasste Maßnahmen effektiver schützen können.